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Proteste zum Prozess gegen die drei Fremdenpolizisten

Kurz vor Prozessbeginn am 11. April nahmen 3 Aktivistinnen im Foyer vor dem Verhandlungssaal Platz. Als der Moment günstig war, verklebten sie ihre Münder mit schwarzen Klebebändern, auf denen jeweils eines der Worte "Abschiebung" "ist" "Mord" stand. Dazu gaben sie schaurig klingende "tierische Laute" von sich. Rifaat und Ofner, die in der Nähe standen, versuchten dies demonstrativ zu überhören und zu übersehen. Die Justizwache schritt erst nach einiger Zeit ein, warf die Aktivistinnen mit den Worten "und tschüss" aus dem Gerichtsgebäude und verhängte ein Hausverbot.

Vor dem Gerichtsgebäude war mittlerweile ein Opfer an Kopf und Oberkörper verklebt worden. Kurz vor Prozessbeginn begehrten mehrere Personen mit dieser mumienähnlich verpackten Gestalt Einlass im Gericht. Es kam zu einem kurzen Druck und Gegendruck-Spiel. Begleitet wurde die Aktion vom einem niederländischen Kamerateam, das einen Bericht über Prozess und Protestaktionen gestaltete. Die Gruppe wurde nicht hineingelassen und alle Aktivistinnen pauschal mit Hausverbot belegt.

Also posierte schlussendlich das Volxtheater mit dem Transparent: "Rassismus tötet, Polizei tötet" vor mind. 10 Gendarmen, die das Eingangstor mit Tretgittern "sicherten". Das Gruppenfoto machte sich gut, bis der Chef der Einsatztruppe seinen Leuten befahl, nicht mehr im Hintergrund des Banners zu posieren.

Bei der Donnerstagsdemo am 11.4., die diesmal im Zeichen der Ausstellungseröffnung "Verbrechen der Wehrmacht" und des Prozesses um Marcus Omofuma stand, wurde zum Kampf gegen antisemitische Kräfte sowie gegen rassistische Unterdrückung und Gesetzgebung aufgerufen (siehe Dodemo-Bericht).

Am 15.4.2002, dem angekündigten Tag der Urteilsverkündung über die Fremdenpolizisten, fand um 9 Uhr eine rituelle Opferungszeremonie vor dem Landesgericht Korneuburg statt. Mehrere Hohenpriester begleitet von der Schlachtkapelle Korneuburg fixierten und verklebten das notwendige Opfer mit Klebebändern.

"Bürger und Volk: Wir haben uns heute hier versammelt zur Sicherung des Inneren und des Äußeren. Lobet und preiset die Justiziare und Exikutoren auf ihrem schwierigen Weg auf der Suche nach Wahrheit und Integration." Nach der Predigt des Hohenpriesters und der Weihe des Platzes wurde das Fremde mittels seines fremdenpolizeilichen Aktes hingerichtet. Blut- und Fleischorgie. In einem heiligen Akt mit Weihrauch und Chorälen zerfleischten die Priester in kniender Stellung den Fremdkörper. Das Artfremde gab tierähnliche Laute von sich, ehe es im qualvollen Todeskampf verendete. In einer Wolke von Weihrauch und dem süßlichem Geruch von dampfendem Blut standen die Reihen der Exekutive stramm, vor ihnen das Spruchband: "Polizei tötet! - Rassismus tötet!"

Die Bevölkerung nahm andächtig an der Zeremonie teil, gedachte des ausgemerzten Fremden und forderte die Seligsprechung der Verantwortlichen, insbesondere der Innenminister. Unter den Klängen des Kirchenchorals wurde das Opfer weggeschafft, es verblieb eine rote Nelke. Marcus Omofuma ist kein Einzelfall.

Am 1. Mai wird die Plattform "Für eine Welt ohne Rassismus" das Wanderdenkmal für die durch rassistische Polizeigewalt Getöteten vor dem Burgtheater in Wien enthüllen.

aus TATblatt Nr. +186 vom 2. Mai 2002

 
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