TATblatt


Zur mehrfach geäußerten Kritik an den von uns veröffentlichten, angeblich zu geringen Demo-TeilnehmerInnen-Zahlen

Da wir schon des Öfteren gefragt wurden, warum die von uns angegebenen Demo-TeilnehmerInnen-Zahlen in letzter Zeit so niedrig sind, und diese Angaben von vielen in Zweifel gezogen werden, eine kurze Erklärung dazu:

Dass bei derartig großen Menschenmengen eine genaue und sichere Angabe nicht möglich ist, versteht sich von selbst. Wir veröffentlichen daher stets nicht nur unser Zählergebnis, sondern alle uns vorliegenden
Angaben.

Unsere Zählung erfolgt so: Wir zählen etwa eine halbe Stunde nach dem Losziehen der Demo (am letzten Donnerstag kurz vor der Oper), und nach Möglichkeit ein zweites Mal etwas später zur Kontrolle, blöckeweise die Zahl der Reihen und multiplizieren sie mit der Zahl der Leute in einer Reihe. Wenn, wie meistens, nicht wirklich Reihen ausmachbar sind, lassen sich bspw. durch Zählen der am Rand gehenden Personen  Behelfsreihen für die Zählung imaginieren. Die Blöcke ergeben sich aus der variierenden Dichte und der unterschiedlichen Breite des betreffenden Demo-Teils.

Am Donnerstag, den 24. April ergab sich daraus die folende Rechnung:

25 Reihen mal 15 bis 20 Leuten + 25 Reihen mal 10 Leuten + ein recht loser Block von einzeln gezählten 80 Leuten + 92.10 + 9.(15 bis 20) + 46.10 = 2220 bis 2390.
Dieses Ergebnis rundeten wir auf 2000 bis 2500. Korrekterweise hätten wir noch eine mögliche Fehlerquote von schätzomativen 10 Prozent berücksichtigen müssen. Daraus hätte sich eine Angabe von 1998 bis 2629
ergeben.

Eine vom Aktionskomitee veröffentlichte TeilnehmerInnenzahl von 5000 scheint vor dem Hintergrund dieser doch relativ genauen Zählung für realitätsfremd. Dass die Polizei eine höhere Zahl angegeben haben soll, ist aber durchaus geeignet, ein bisserl Selbstzweifel auszulösen. Bloß: dass die Polizei oft auf nicht wirklich nachvollziehbare Weise Fantasiezahlen veröffentlicht, kann wohl als bekannt vorausgesetzt werden - wenngleich deren Angaben sicherlich meist zu niedrig angesetzt sind, aber nicht sein müssen. Auch schon am 24. Februar war die Polizei-Angabe verwirrend hoch.

BTW: Was solche Zahlen, insbesondere ein Streit ob es jetzt ein paar Tausend mehr oder weniger waren, eigentlich bringen, erscheint uns im Übrigen für einigermaßen ungeklärt. Dass heute weniger auf die Straße gehen als im Februar, vermag wohl kaum wirklich zu überraschen. Sich angesichts der auch nach unserer Zählung noch durchaus beachtlichen TeilnehmerInnenzahlen mit übertriebenen Angaben selbst zu belügen, ergibt unseren Erachtens aber kaum einen Sinn, behindert das doch nur eine anstehende realistische Analyse des Standes der Protestbewegung, und sinnvolle Überlegungen über die weitere Vorgehensweise.

Noch ein Zusatz für Statistik-Fans: Bitte unterscheidet in unserer Widerstands-Chronologie zwischen "TATblatt-Schätzung"en und "TATblatt-Zählung"en. Erstere wurden, wie die Bezeichnung schon sagt, bloß durch Schätzung oder bestenfalls durch Zeit-Stoppen ermittelt. Erst in den letzten Wochen begannen wir tatsächlich zu zählen. Das heißt: frühere Angaben waren bei weitem ungenauer und mitunter - wenn wir heute Zählergebnisse mit Schätzungen vergleichen - gelegentlich wohl zu hoch.


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